Die Farbvererbung beim Pferd

Die Systematik der Farbbezeichnungen beim Pferd variiert von Sprache zu Sprache und manchmal sogar innerhalb einer Sprache von einer (kulturellen) Region zur anderen. Außerdem kommen bestimmte Farben nur oder bevorzugt in bestimmten Rassen vor. Die neuen molekularbiologischen Methoden erlauben uns nun, die den Farben zugrundeliegenden genetischen Prozesse zu verstehen. Aus diesem Grund wissen wir jetzt, dass aus biologischer Sicht jede Farbgebung bei jeder Rasse theoretisch möglich wäre. Lediglich die züchterischen Entscheidungen haben die Vielfalt der Möglichkeiten seit jeher eingeschränkt.

Die Genetik der Farben beim Pferd beschreibt die Faktoren, welche das Erscheinungsbild der Fellfarben bestimmen. Jede Pferdefarbe ist definiert durch die Farbe des Fells und die Farbe des Langhaars sowie der Augen. Man muss in diesem Zusammenhang zwischen dem Genotyp (die genetisch festgelegten Faktoren, die wesentlich darüber entscheiden, welche Farbe ein Fohlen haben wird) und dem Phänotyp (der konkreten Ausprägung der Farbe eines Pferdes, das vor uns steht) unterscheiden. Zum Beispiel können wir eine Stute vor uns haben, die wir als Dunkelbraune bezeichnen würden (die aber genetisch ein Smoky Black ist), wenn wir diese von einem Fuchshengst decken lassen, könnte plötzlich ein Palominofohlen fallen, obwohl wir braun oder Fuchs erwartet hatten. Ebenso könnten wir eine Haflingerstute haben, deren Fohlen mit einem Haflingerhengst braun geboren wird, weil die Stute nur aussieht wie ein Fuchs mit hellem Behang, in Wirklichkeit genetisch aber ein Brauner mit Silver dapple-Aufhellung ist (Siehe das Foto unter www.farbvererbung.de, >Silver dapple; allerdings ist der abgebildete Haflinger ein Wallach).


Prinzipien der Genetik

Der Genotyp der Pferdes ist in jeder einzelnen Fragestellung bestimmt durch ein Faktorenpaar, ein Faktor stammt vom Vater und einer von der Mutter. Es gibt (im Phänotyp) Farben, die verlangen, dass beide Faktoren gleich sind: Ein Fuchs beispielsweise trägt zwei Faktoren "rot" (ee). Diese Vererbung nennt man rezessiv. Rezessive Faktoren bezeichnet man mit den entsprechenden Kleinbuchstaben (e). Der Schimmel, um ein anderes Beispiel zu nennen, ist eine dominante Farbe: um ein Pferd der Farbe Schimmel (im Erscheinungsbild / Phänotyp) zu haben, ist lediglich ein Faktor "Schimmel" notwendig, diesen schreibt man in Großbuchstaben (Gg mit einem Faktor "Schimmel", oder GG mit beiden Faktoren "Schimmel"). Pferde, die das doppelte Paar eines Faktors tragen, nennt man homozygot in Bezug auf diesen Faktor, Pferde, die nur einen Teil des Paars ausgeprägt haben (zum Beispiel Gg, G für "Schimmel" und g für Nicht-Schimmel), nennt man heterozygot in Bezug auf diesen Faktor. Aufgrund dieses Unterschieds gibt es folgenden Effekt: Fuchsfarbene Pferde tragen immer beide Fuchs-Faktoren und geben daher immer einen Fuchs-Faktor an ihre Nachfahren weiter. Die Bedeckung einer Fuchsstute durch einen Fuchshengst bringt mit 100%iger Sicherheit ein fuchsfarbenes Fohlen hervor. Die Bedeckung von zwei Nicht-Schimmeln kann niemals ein Schimmel-Fohlen hervorbringen. Aber die Bedeckung eines Schimmels (heterozygot Gg) mit einem Nicht-Schimmel (gg) kann ein Schimmelfohlen (Gg) oder ein Nicht-Schimmel-Fohlen (gg) mit einem Prozentsatz von jeweils 50% hervorbringen. Die Bedeckung eines Schimmels (homozygot GG) mit einem Nicht-Schimmel (gg) muss ein Schimmel-Fohlen (Gg) mit 100% produzieren.


Die Grundfarben


Extension

Die große Vielfalt an Pferdefarben lässt sich zunächst reduzieren auf Kombinationen von „rot“ und „schwarz“. Diese zwei Farben sind Resultat der Pigmente Eumelanin und Phaeomelanin. Die Allele E (schwarz) und e (rot) bestimmen diese Pigmente.

Ein schwarzes Pferd trägt mindestens ein E (Eeaa o EEaa - das A wird weiter unten erklärt). Ein Fuchs trägt ein Paar ee (eeAa, eeaa oder eeAA). Zwei Füchse haben immer Fuchsnachkommen, zwei auf E heterozygote schwarze Pferde (Eeaa) können zu einem Prozentsatz von 25% ein Fuchsfohlen bekommen.




Agouti

Das Agouti A reduziert örtlich die Verbreitung des Eumelanin (schwarzes Pigment) vom gesamten Pferdekörper auf die Beine, das Langhaar und die Ohrspitzen. Aus diesem Grund entsteht aus einem Pferd mit Eumelanin (=schwarz: Ee oder EE) in Kombination mit mind. einem A (dominant, deshalb Aa o AA) ein braunes Pferd.

Für einen Fuchs bedeutet es keinen Unterschied, ob es ein A, zwei oder keines trägt, da diese Verbreitungseinschränkung lediglich auf das Eumelanin (E) wirkt, der Fuchs aber keines trägt (ee).

Jedes Pferd, das die Allele EEAA, EEAa, EeAA oder EeAa trägt, ist ein Brauner.


Auf diese Weise erhalten wir drei Grundfarben (phänotypisch): den Fuchs, den Rappen (bzw. das schwarze Pferd - manche Menschen sind der Ansicht, dass nur ein schwarzes Pferd, das das Eumelanin doppelt trägt =EEaa, ein echter Rappe ist ...) und den Braunen. Jedes Pferd, welche seltene Farbe auch immer es präsentiert, ist zunächst von der Grundfarbe her, ein Rappe, ein Fuchs oder ein Brauner.
Alles andere sind Variationen dieser Grundfarben. 


Evt. gibt es noch eine weitere Grundfarbe: Dunkelbraun - ein amerikanisches Labor hat ein Allel gefunden, welches sie At nennen. Ihrer Meinung nach ist At dominant, wird aber bei gleichzeitigem Vorliegen von A und At von A überlagert (man sieht dann also ein mittelbraunes Pferd, nicht ein dunkelbraunes). Sobald es neue Belege für diese These gibt, werde ich diese hier nennen. 

Das ist auch der Grund für den alten Spruch "Schimmel ist keine Farbe" - natürlich ist der Schimmel eine Farbe, nämlich ein im Laufe seines Lebens immer weißer werdendes Pferd. Aber jeder Schimmel, selbst wenn er ganz weiß ist, ist genetisch immer auch noch Brauner oder Fuchs oder Rappe; und das ist nicht nebensächliches Wissenschaftlergeplänkel, weil es entscheidet über die Farbe seiner Nachkommen.


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Fuchs, Rappe und Brauner (Mähne ist auf der anderen Seite, aber schwarz)


Aufhellung

Es gibt verschiedene Gene, die eine Aufhellung der Grundfarben beim Pferd bewirken.


Champagner

Die Aufhellung „champagne“ (CH) ist vor allem bei amerikanischen Pferderassen bekannt. Diese Aufhellung betrifft das Fell ebenso wie das Langhaar. Die durch „champagne“ aufgehellten  Farben haben einen metallischen Glanz und die Augen, die bei der Geburt blau sind, sind später von brauner farbe (manchmal handelt es sich nicht um tiefes, sondern ein etwas helleres Braun). Die Haut dieser Pferde ist rosa bis gräulich. Bis heute ist es nicht sicher, ob das champagne ein eigenes Gen ist oder ein Allel CH auf dem Cream-Lokus. Ein Fuchs-Pferd mit Champagne-Aufhellung nennt sich Gold Champagne, es hat ein creme-gelbes Fell; der aufgehellte Braune wird Amber Champagne genannt und hat ein creme-gelbes Fell und braunes bis schwarzes Langhaar. Das schwarze Pferd mit champagne-Aufhellung wird Classic Champagne genannt und hat ein braunes Fell.


Pearl

Pearl (Prl/prl) ist erst vor kurzer Zeit in den Vereinigten Staaten entdeckt worden. Man fand es bei Pasos Peruanos und andalusischen Pferden (nur in Amerika oder auch in Spanien?), sowie bei Quarter Horses, die von "Barlink Macho Man" abstammen. Deshalb nannte man die Farbe zunächst auch "Factor Barlink" und später "Apricot". Pearl ist rezessiv und hellt auf ähnliche Weise auf wie das Cream-Gen (wenn dieses heterozygot ist), aber nur im homozygoten Zustand.


Cream

Das Cream-Gen (Cr/cr) hellt vor allem die roten Farbpigmente auf. Es gibt schon einen Effekt auf den Phänotyp, wenn das Pferd lediglich einen Teil des Paars trägt (Crcr), aber wenn es doppelt vorliegt (CrCr), verändert es die Grundfarbe völlig. Der Fuchs mit einem Cream-Allel ist ein Palomino, er hat also ein crem-gelbes Fell und noch helleres Langhaar. Mit zwei Allelen erhalten wir ein fast weißes Pferd mit ebensolchem Behang und blauen Augen, diese Farbe nennt man Cremello. Das braune Pferd wird mit einem Allel zum Buckskin (Falbe ohne Aalstrich) aufgehellt, d.h. zu einem Pferd mit aufgehelltem Fell (in der Regel cremfarben, aber ggf. auch alle Farben dazwischen bis zu dunkelbraun) mit schwarzem Langhaar und Extremitäten. Mit zwei Allelen bewirkt die Aufhellung ein fast weißes Pferd mit gleichfarbigem Langhaar und blauen Augen, das Perlino genannt wird. Der Rappe mit einfacher Aufhellung nennt sich Smoky Black, aber es ist ein Pferd, dem man die Aufhellung nicht unbedingt ansehen muss, es kann ein Fell zwischen schwarz und braun haben; aber mit zwei Allelen erhält man ein fast weißes Pferd mit ggf. etwas dunklerer (d.h. cremfarbener) Mähne und blauen Augen, diese Farbe nennt man Smoky Cream. 
Zu klären bleibt, wie sich das Creamgen bei dunkelbraun auswirkt, sofern es sich bewahrheitet, dass dunkelbraun eine eigene Grundfarbe ist (siehe unten auch die Kommentare zu unseren Buckskins).

Ein Pferd mit zwei Cream-Allelen, gleich welche Grundfarbe es hat, nennt sich ein Farbvererber, weil alle seine Nachkommen aufgehellt sein werden.


Tabelle zur Aufhellung durch das Cream-Gen


Grundfarbe (crcr)
einfache Aufhellung (Crcr)
doppelte Aufhellung (CrCr)
Fuchs
Palomino
goldgelbes Fell, helleres Langhaar, dunkle Augen
Cremello
cremefarbenes Fell und Langhaar, blaue Augen
Brauner
Buckskin
goldgelbes Fell, schwarzes Langhaar, dunkle Augen
Perlino
cremefarbenes Fell und Langhaar, blaue Augen
Rappe
Smoky Black
schwarzes bis braunes Fell, dunkles Langhaar, dunkle Augen
Smoky Cream
cremefarbenes Fell und Langhaar, blaue Augen


Palomino

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Buckskin und Buckskinschecke (mit evt. einem Smutty-Gen des Dunkelbraunscheck-Vaters, daher evt. der geringe gelb-rot-Anteil der Farbe?)



Die drei Töchter des Buckskinhengstes oben (Kopfbild), eine nicht aufgehellt (rotbraun), die mittlere Dark Buckskin, die vordere Dark Buckskin Tobiano.


Dun / (Wild-) Falbe

Das Dun-Gen (D) hellt alle Farben auf (und das gleichermaßen mit einem oder mit zwei Allelen) und bewirkt einen Aalstrich sowie manchmal auch eine Zebrierung der Beine und ein Schulterkreuz. Das Pferd erhält eine Körperfarbe zwischen mausgrau, hellerem braun, fuchsig, gelb und cremfarben, dunkler Mähne und Schweif bzw. manchmal auch zweifarbiger Mähne (außen heller, innen dunkel); die genaue Farbe hängt ab von der Grundfarbe. Die Farbe nennt man Falbe, Mausfalbe, Rotfalbe, Weißfalbe etc., je nach Tönung.


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Beide Jungstuten sind Dun-aufgehellt (die linke ist ein Mausfalbe, wenn auch sehr hell, aus zwei Mausfalben-Eltern, die rechte ist ein Braunfalbe; der Aalstrich ist leider auf dem Foto nicht zu sehen, aber vorhanden - ihr Vater war sogar noch dunkler, aber mit Aalstrich (eindeutig ein Falbe), ihre Mutter ist die dunkelbraune Stute unten rechts. Das Fohlen rechts ist ein Rotfalbe (oder auch Fuchsfalbe genannt), aus zwei Mausfalbeltern (Vollschwester der Mausfalben links). Ihr Aalstrich, Mähne und Schweif, sogar die Ohrspitzen und ein Schulterkreuz sind fuchsfarben, während der Rest heller fuchsfarben ist.

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Der Hengst links ist ein sehr dunkler Mausfalbe (Vater der hellen Mausfalbenstute oben), in seinem dunklen Fell nur noch übertroffen von seinem Sohn (Bilder rechts), der eigentlich aussieht, als würde er ein normaler Rappe, der aber Aalstrich trägt; evt. ist er auch ein Dunkelbraunfalbe, also ein Brauner mit Dun-Aufhellung (von Papa) und Smutty-Abdunkelung (von Mama) oder nach der neuen Theorie ein Dunkelbrauner mit Dun-Aufhellung.


Flaxen

Das Flax-Allel (f) hat nur eine Auswirkung auf Füchse und hellt bei diesen lediglich das Langhaar auf. Diese Farbe findet man viel bei Haflingern, Schwarzwälder Füchsen und anderen kompakten Arbeitspferden (z.B. der Jaca de Navarra in Spanien). Aber um die Ausprägung im Phänotyp zu haben, muss das Allel homozygot (ff) vorliegen.



Angesichts dieses Fotos einer Westfälischen Kaltblutstute habe ich mir die Frage gestellt, warum eigentlich diese Pferde (Kaltblüter wie auch Haflinger) so oft ein aufgehelltes Fell haben, sind es wirklich "nur" Pferde mit Flaxen-Gen oder sind sie doch Palominos?

Pangare

Das Gen Pangare (P o Pa) findet man hauptsächlich in einigen Ponyrassen (z.B. Exmoor-Pony). Pferde mit diesem Gen haben ein sog. Mehlmaul, manchmal auch aufgehellte Bereiche unter dem Bauch, an den Schenkelinnenseiten sowie der Flanken.


Westfälisches Kaltbluthengstfohlen mit Pangare-Gen.

Silver Dapple

Silver Dapple (Z) ist dominant. Es hellt lediglich schwarzes Haar auf. Aus diesem Grund können Füchse das Gen tragen ohne es zu zeigen. Ein Rappe, der das Gen trägt, hat cremefarbenes Langhaar (manchmal sogar silbrig glänzendes) und dunkles (schwarzes oder braunes) Fell. Gelegentlich sehen diese Pferde aus, als wären sie Dunkelfüchse mit hellem Behang, sind aber genetisch etwas vollkommen anderes. Braune Pferde mit Silver Dapple haben helles, manchmal silbernes Langhaar. Mittelbraunes Fell wird nicht aufgehellt. Diese Pferde sehen eigentlich nicht wie Füchse aus, werden aber dennoch manchmal mit diesen verwechselt. Manche Pferde mit Silver Dapple haben ein geäpfeltes Fell, ähnlich wie man es vom Schimmel kennt.


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Links ein Rappe mit Silver Dapple Gen und starker Äpfelung; rechts eine braune mit Silver Dapple Gen, ohne Äpfelung (beide Pferde gehören Diana Weißguth, von der freundlicherweise auch die Fotos zur Verfügung gestellt wurden; siehe auch ihre Homepage: www.weissguth.de).


Im folgenden eine Übersicht mit Fotos einer Rappwindfarbenen Stute (bei den Isländern nennt man Silver Dapple Windfarben) mit ihrem rappwindfarbengescheckten Fohlen (auch von Diana Weißguth) - man sieht hier sehr genau, dass im ersten Fohlenfell die Mähnenfarbe der Fellfarbe angeglichen ist, die Aufhellung entsteht erst später:




Wenn das Gen Silver Dapple mit dem Creamgen zusammenkommt (wie evt. auch bei der Mutterstute oben), so prägt es sich nicht deutlich aus, sie hemmen sich gegenseitig in der Ausprägung, sind aber beide gleich stark vorhanden und werden auch vererbt.


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Milano (Buckskin und Silver Dapple) (links und Mitte) am Tag seiner Geburt: Mähne und Schweif haben ungefähr Körperfarbe; mit anderthalb Jahren (rechts) ist der Schweiz fast vollständig dunkel, die Mähne stichelig zweigeteilt.


Abgedunkeltes Fell


Smutty

Das Gen Smutty (auch Sooty genannt) (Sty) fügt dem Fell dunkle Haar bei und dunkelt es so deutlich ab, so wird aus einem Fuchs ein Kohlfuchs und aus einem Braunen ein Dunkelbrauner.





Schimmel

Der Schimmel wird in einer "normalen" Farbe geboren, d.h. als Fuchs, Brauner oder Rappe, als Falbe, Palomino oder Dunkelbrauner etc. Zum Schimmel wird er erst innerhalb seiner ersten Lebensjahre, bei jedem Fellwechsel kommen mehr weiße Haare hinzu, bis er später (man sagt: spätestens als Zehnjähriger, aber das ist wohl sehr verschieden) vollweiß ist. Dieses Vollweiß ist aber genetisch nicht mit den weißen Stellen anderer Pferde zu verwechseln (Schecken, Pferdeabzeichen etc.). Der Schimmel trägt auch unter seinem weißen Haar eine schwarze Haut, während die Haut der weißen Stellen anderer Pferde rosa ist. Die Haare des Schimmels verlieren ihr Pigment im Laufe der Zeit. Das Schimmelgen ist dominant, ein Pferd ist also schon mit einem Gen ein sichtbarer Schimmel (Gg), ebenso natürlich mit zwei Genen (GG).


Diese Stute ist ein Schimmel ... Das helle Gesicht und die stichelhaarige Mähne verweisen auf einen Schimmel.


Cholec ist ein Schimmel von auf dem Foto 7 Jahren, seine Grundfarbe ist dunkelbraun. Er entwickelt sich zu einem Fliegenschimmel, seine Fliegenpunkte sind allerdings rot (wie bei einem Fuchs oder Rotbraunen). Man sagt, dass die Fliegenpunkte immer die ursprüngliche Farbe / die Geburtsfarbe widerspiegeln; leider wissen wir nicht, ob Cholec schon dunkelbraun war bei seiner Geburt oder ob er nachgedunkelt ist. Unser Falbschimmel (bzw. Buckskin-Schimmel) entwickelt jetzt goldfalbige Fliegenpunkte.

Roan / Stichelhaar

Das Pferd mit dem Roan-Gen (Rn) wird in Deutschland leider meistes als Schimmel bezeichnet; wenn auch Begriffe wie Mohrenkopfschimmel oder stichelhaariges Pferd darauf verweisen, dass es sich nicht um einen normalen Schimmel handelt. Aus genetischer Sicht hat der Roan aber nichts mit einem Schimmel zu tun. Manchmal ist es allerdings schwierig, einen Roan zu erkennen, da er aussehen kann wie ein junger Schimmel, zu einem Zeitpunkt, wo dieser noch Rappschimmel, Braunschimmel, Fuchsschimmel o.ä. ist. Auch der Roan wechselt manchmal den Anteil von weißen Haaren im Fell, was die Identifizierung zusätzlich erschwert, aber im Gegensatz zum Schimmel handelt es sich dabei um Wechsel im Verlauf der Jahreszeiten, die nicht fortschreiten, nicht ausschimmeln. Der Roan wird normalerweise schon als solcher geboren oder wandelt sich beim ersten Fellwechsel zu einem solchen. Viele Roans haben einen dunklen Kopf, Extremitäten und Mähne / Schweif. Das heißt, wenn das der Fall ist, kann man relativ sicher von einem Roan ausgehen, umgekehrt aber nicht unbedingt.

Dies ist ein Beispiel für einen gut zu erkennenden (Red) Roan mit dunklem Kopf und Beinen.

 Man nimmt an, dass das Roan-Gen dominant ist, aber nur heterozygot vorkommt, da das homozygote Vorkommen (rnrn) schon beim Embryo zum Absterben führt, für diese These gibt es aber noch keinen Beweis. 


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gleiches Pferd von zwei Seiten - Lucie ist genetisch noch ungewiss; oft werden die (wenigen) Pferde dieser Farbe Roan genannt, ich vermute aber eher, dass sie ein extremer Sabino ist. Die ausgeprägte Stichelhaarigkeit könnte auf den Roan verweisen, allerdings nicht deren Ungleichmäßigkeit. Das weiße Gesicht, die hochweißen Beine, die weißen Flecken, die vom Bauch ausgehen, könnten ein Zeichen dafür sein, dass sie ein Sabino ist (Stichelhaarigkeit wird bei Sabinos beschrieben, tritt aber eher selten so extrem auf). 

Weißgeboren

Das Weiß-Gen (W) ist dominant und bewirkt ein komplett weißes Pferd, das schon weiß zur Welt kommt. Lediglich in den Ohren oder dem Langhaar können farbige Haare vorkommen. Die Augen des Weißgeborenen sind braun, nicht albino-rot. Das Weiß-Gen ist tödlich, wenn es doppelt - homozygot - vorliegt (WW).


Schecken

Es gibt verschiedene Schecktypenbei Pferden.


Tobiano

Das bekannteste und häufigste Scheckgen (in Europa) ist das Tobiano-Gen (To), das dominant vererbt wird. Die weißen Flecken scheinen vertikal zu verlaufen. Das Gesicht ist meist farbig und hat höchstens normale Abzeichen (Stern, schmale oder mittlere Blesse, Schnippe), die Beine sind meist mit weißen Abzeichen, oft hoch, und die weißen Flecken kreuzen die Rückenlinie. Meist haben die weißen Flecken relativ ruhige Konturen.


Ein Beispiel für einen Tobiano mit hohem Farbanteil; man sieht die hochweißen Beine und eine breite, aber nicht übermäßige Blesse.


(Frame) Overo

Frame Overo (Fr y fr) wird als dominant angesehen (ist noch nicht sicher nachgewiesen). Einen Overo-Schecken erkennt man an seinen meistens sehr unruhig konturierten Flecken, die eher waagerecht verlaufen bzw. abgeschlossen an der Bauchseite auftreten können und in der Regel die Rückenlinie nicht kreuzen. Der Overo-Schecke hat meistens farbige Beine mit nur einzelnen, oft kleineren, weißen Abzeichen, aber gerne breitere Blessen oder Laternen. Ein Overo mit zwei Genen kann nicht überleben, diesen Effekt nennt man OLWS (Overo-Lethal-White-Syndrom). Leider habe ich kein Bild eines "richtigen" Overo.

Tovero

Es gibt Tobianoschecken mit Overoanteilen (wie genau das genotypisch aussieht, ist noch nicht erforscht), man nennt diese Farbe tovero, das zeigt sich in zerfransten Rändern, Laterne, aber auch in Abzeichen, die beispielsweise zwei völlig verschiedene "Gesichter" hervorbringen (rechte Gesichtsseite völlig anders als linke).




Auch dieses Pferd ist eindeutig ein Tobiano (das Weiß geht von den Beinen aus, die Rückenlinie wird gekreuzt), aber die unruhigen Konturen und die unruhige Laterne könnten ein Zeichen sein für einen sog. Tovero (im Zusammenhang mit Tinkern spricht man oft von Toveros als Tobianos mit "kleinem" Overoanteil - wie das genetisch gehen soll, ist mir völlig schleierhaft; ich persönlich glaube, es handelt sich dabei um Tobianos mit Sabinogen).

Sabino

Der Sabinoschecke (Sb) ist nicht so bekannt wie Tobiano und Overo. Es wird (phänotypisch) eher dem Overo zugerechnet, ist aber evt. auch ein eigenständiges Gen. Zumindest gibt es das OLWS beim Sabino nicht. Der Sabino hat im Idealfall einen komplett weißen Kopf, eine Laterne oder eine breite Blesse, vier hochweiße Beine, mit zackigen Ausläufern weit über das Sprunggelenk hinaus und weiße Bauchflecken oder Stichelhaarigkeit. Ebenso gibt es aber auch Sabinos, die nach der üblichen Definition von Mindestquadratzentimetern der Flecke keine Schecken sind, aber dennoch das Gen vererben - manchmal prägt es sich bei den Nachkommen stärker aus als bei den Eltern, aber nicht immer. Die Sabinoscheckung ist häufig bei Clydesdales und kommt daher auch beim Tinker vor.


Sabinoschecke (Tinkerjährling): man sieht den ausgeprägten Bauchfleck, das sich nach oben ziehende Weiß des Hinterbeins, lediglich die Blesse ist eher gewöhnlich, wenn auch breit. Im Hintergrund sieht man die dunkelbraune Sabinomutter, mit etwas weniger Bauchweiß, aber etwas mehr Blesse. Stichelhaarigkeit liegt hier nicht vor (vergleiche auch die Bilder unter roan).


Splashed White

Splashed White (Spl) ist eine sehr seltene Scheckfarbe beim Pferd (zumindest in Europa). Es ist ein dominantes Gen. Ein homozygotes (SplSpl) Pferd zeigt deutlich mehr weiß als ein heterozygotes (Splspl). Splashed Whites haben blaue Augen; die Beine, die Bauchunterseite, Teile des Halses, Schweif, Gesicht und gelegentlich sogar die Ohren sind weiß (bei anderen Scheckarten sind fast immer die Ohren farbig, manchmal das einzig farbige am vorderen Pferd). Im Grunde also ähnlich wie Sabino und Overo, aber die Scheckung hat ruhige Konturen wie ein Tobiano, dadurch kann man sie gut unterscheiden.


Tiger

Das Gen für die Tigerscheckung (Leopard Lp) ist sowohl für den Volltiger als auch für Schabrackpferde etc. verantwortlich. Aus diesem Grund spricht man vom Leopard-Komplex. Allerdings ist der genaue Vererbungsvorgang noch nicht bekannt.
Wichtig ist für die Unterscheidung der stichelhaaigen Pferde: Das bei Appaloosas (z.B.) vorkommende Roan-Erscheinungsbild nennt sich auch Varnish Roan, ist eine Ausprägung des Leopard-Lomplexes und hat genetisch mit dem oben beschriebenen Roan nichts zu tun, auch wenn es phänotypisch große Ähnlichkeiten gibt.



[Diesen Artikel habe ich auch in der spanischen Wikipedia veröffentlicht (allerdings ohne Fotos), da es dort noch nicht sehr viele Informationen über Pferdefarben gab. Leider habe ich bislang nur für einige der Farben passende Fotos, gerne werde ich aber versuchen, weitere Fotos zu machen bzw. zu erhalten. Bitte beachten Sie sowohl bei diesem Text als auch bei den Fotos das Copyright.]

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URL: www.delavall.net; Stand/actualidad: 14.07.2009; verantwortlich/responsable: Katinka Lutze & Thomas Klein: gata - gata-Verlag - Kontakt / contacto